CocoCarelle

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(September 2021)

 

Dieses Jahr feiern mein Mann und ich Silberhochzeit. Wow! Ich gratuliere uns und ganz besonders mir sehr herzlich zu dieser Leistung! Diese 25 Jahre sind erstaunlich schnell vorbeigegangen.

Ist es tatsächlich schon so lange her, dass wir gemeinsam Lebensziele angesteuert, Verantwortung füreinander übernommen, Neues aufgebaut, Vergangenes hinter uns gelassen und uns bekennend vom freien Markt verabschiedet haben?
Nicht nur der Hochzeitstag ist silber, auch die Haare haben mittlerweile diese leichte Patina bekommen. Das ist zumindest hübscher als Grünspan oder Rostflecken.

 

Unsere gemeinsame Reise hat uns bisher durch viele Landschaften und Wetterlagen geführt.

Sie begann mit vollem Tank auf ebener Strecke, vorbei an duftenden Lavendelfeldern, von aphrodisiernden Lüftchen umweht und mit viel Sonnenschein.

Es war damals nicht vorstellbar, dass der Weg auch einmal durch schroffe Gegenden, über unwegsame Schotterstrassen mit dunklen Wolken und heftigen Gewittern führen könnte. Aber das Ehe-Navigationsgerät kannte keine Gnade. Es hatte nicht immer nur die komfortabelste Strecke ausgewählt. Zwischendurch ist ihm dann auch nichts Schlaueres eingefallen als zu vermelden:

„Wenn möglich, bitte wenden!“

Dann waren wir in einer Sackgasse gelandet oder im Schlamm stecken geblieben. Wenden war manchmal ein riskantes Manöver, hat aber schlussendlich immer wieder aus dem Schlamassel herausgeführt.

Zwischendurch drohte auch mal das Benzin auszugehen. Mit dem allerletzten Tropfen konnten wir gerade noch zur Tankstelle rollen und haben den Tank aufgefüllt. Super plus musste es dann aber sein.

 

Mit meinem Mann bin ich unterwegs wie mit einer gut eingefahrenen Occasion. Das Modell ist nicht mehr das Allerneueste, und die ein oder andere Schramme und Beule hat die Karosserie auch schon erlitten. Aber die Farbe gefällt mir immer noch sehr gut.
Ich weiss, wann es im Getriebe knirscht und die Reifen kurz davor sind, platt zu werden. Meistens gebe ich mir dann Mühe, wieder etwas Luft hineinzupumpen, damit die Karre wieder rund läuft.
Wir sind beide grundsätzlich gute Fahrer. Er ist schneller und risikofreudiger unterwegs, und ich kann dafür viel besser einparken. Ich nehme das Steuer in die Hand, wenn er ein Gläschen zu viel hatte, und er chauffiert mich sicher bei Dunkelheit, die bei mir zu Nachtblindheit führt.

 

Das nächste Ziel, welches wir ins Navi eingegeben haben, lautet: Goldene Hochzeit.

Weitere 25 Jahre liegen vor uns, die es hoffentlich gemeinsam zu bereisen gilt, und das Ganze möglichst schonend für Fahrer, Gefährt und Umwelt. Ich freue mich darauf, Neues, Interessantes, Aufregendes, aber auch immer wieder Altvertrautes zu entdecken. Der Weg ist das Ziel. Die Erfahrungen der letzten 25 Jahre helfen hoffentlich dabei, frühzeitig eine Inspektion zu veranlassen und kleinere Pannen selbständig zu beheben.

Natürlich könnte man auch über einen Modellwechsel nachdenken. Ein neues, schickes, sportliches, PS-starkes Cabriolet würde wieder frischen Fahrtwind ins Leben bringen. Mir würde aber vermutlich nach den ersten schnittigen Kurven bald schlecht werden, und die Haare müssten nach der Fahrt entfilzt werden.

Nein, da bleibe ich lieber beim vertrauten Gefährt(en), auch wenn der Motor immer mal stottert und der gemeinsame Wartungsaufwand mit den weiteren Jahren vermutlich zunehmen wird. Und auch wenn das nächste Fernziel als golden benannt ist, weiss ich doch, dass nicht alles, was gold ist, glänzt. Das Poliertuch habe ich auf alle Fälle schon mal im Handschuhfach verstaut.

 

Ich wünsche uns also weiterhin eine gute und sichere Fahrt. Und ich freue mich auch über alle, die uns auf der Autobahn des Lebens begegnen, fröhlich zuwinken, nicht rücksichtslos überholen oder unnötig hupen, nicht als Geisterfahrer erschrecken und zu einem harmonischen Verkehrsfluss beitragen. Dann sollte einer angenehmen Weiterreise im Leben nichts Unüberwindbares im Weg stehen. Und duftende Lavendelfelder werden uns sicher wieder an manchem Strassenrand begegnen.