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(Januar 2025)
Ich habe eine Kollegin, die äusserst tierlieb ist. Genauer gesagt, ist sie ganz vernarrt in Hunde. Nachdem ihr langjähriger vierbeiniger Lebensbegleiter wegen Altersschwäche eingeschläfert werden musste, war die Trauer gross. Umso grösser war dann die Freude, als ein neues, süsses Hündchen den Familienkreis erweiterte und bereicherte.
Meine Kollegin ist aber nicht nur tierlieb, sondern auch menschenlieb und hat einen sehr netten Zweibeiner als Lebensgefährten. Er ist bereits pensioniert und übernahm daher gerne die meisten Gassi- Touren. Der Vierbeiner ist lebhaft und sehr spielfreudig, und hierbei stürzte der Zweibeiner eines Tages leider sehr unglücklich und verletzte sich nicht unerheblich. Der anschliessende Genesungsprozess wollte nicht so recht voranschreiten, und so verordnete der Arzt einen unverzüglichen, dreiwöchigen Reha-Aufenthalt. „Ja, und der Hund?“, war die spontane Reaktion meiner Kollegin. Der Arzt war wohl etwas irritiert, verschrieb aber unbeirrt die Massnahme.
Ja, meine Kollegin liebt ihren Lebensgefährten wirklich, aber….. den Hund liebt sie halt auch. Im Gegensatz zum Zweibeiner kann er sich nicht selber versorgen, und ohnehin hatte er eine schwierige Kindheit auf den Strassen Rumäniens erlebt und war entsprechend sensibel. Ein wuscheliges Exemplar ist der Vierbeiner. Leider haart er. Ach, der Kleine kann ja nix dafür, dass er so ein weiches, dickes Fell hat und es eben auch verliert. Auf allen Sitzmöbeln und in allen Ecken finden sich Haare. Keine Kleberolle schafft das. Der Zweibeiner hingegen haart nicht. Er hat gar nicht mehr so viele Haare auf dem Kopf. Zum Glück, möchte ich fast sagen. Das macht ihn pflegeleichter, es muss weniger gestaubsaugt werden.
Doch, meine Kollegin liebt ihren Lebensgefährten wirklich, aber….. so ein Mann kann - bei aller Liebe - leider auch als Schmutzfaktor wahrgenommen werden. Sogar wenn er nicht haart. Klingt nicht sehr nett, ich weiss, es ist aber so. Kurz bevor er aus der Reha nach Hause zurückkehren sollte, fragte ich meine Kollegin, dass sie sich doch wohl sicher freue. „Ja……..aber…..“, meinte sie. Morgens verliess sie in den letzten drei Wochen, während der Zweibeiner auswärts in der Reha (und der Hund in der Hunde-Kita) untergebracht war, das Haus, und alles war schön, ordentlich und sauber. Abends fand sie die Wohnung genauso vor. Sie hatte deutlich weniger Hausarbeit zu verrichten. Das war wie eine kleine Haushalts- Reha. Demnächst, meinte sie, sei es dann halt wieder so, dass sie am Abend durchaus Überraschendes vorfinden würde. Zum Beispiel koche ihr Zweibeiner nicht nach Geheimrezept. Entsprechend wären dann die Bestandteile des Mittagsmenüs grossflächig in der Küche gut sichtbar. Und auch der Badezimmerspiegel zeuge von der gründlichen Zahnhygiene des Zweibeiners. Der Zweibeiner bastelt auch sehr gerne. Mit Klebstoff und vielen bunten Farben. Er macht sehr hübsche Dinge. Die Übergänge zwischen Kunstobjekt und Wohnbereich sind aber stets fliessend…
Nein, meine Kollegin liebt ihren Lebensgefährten wirklich, aber…. Zum Glück durfte der Zweibeiner bei seiner Ankunft tatsächlich die Wohnung betreten und musste nicht wie ein Hund vor der Tür bleiben. Meine Kollegin hat sich ehrlich gefreut, denn der Vierbeiner war schliesslich auch wieder da. Es gab ein schönes Begrüssungsmenü. Liebe geht bekanntlich durch den Magen, egal wieviele Beine der/ die Geliebte hat. Es gab für den Zweibeiner frisches Wasser zum Saufen sowie einen Napf Dosenfutter, zur Feier des Tages mit Petersilie garniert. Der Vierbeiner freute sich über ein Entrecôte mit Kartoffelgratin, dazu ein gutes Glas Wein..…halt, Moment, da hab ich was verdreht….. also der Zweibeiner durfte einen Napf Rotwein sauf.…. ach Mist, jetzt bin ich grad ganz durcheinander….also es gab Hundefutter und Steak mit Beilagen. Ein Festessen für alle.
Die gesundheitsfördernde als auch die Haushalts- Reha waren zu Ende. Jetzt wurde wieder gehaart, gekleckert und geklebt in altgewohnter Manier. Der Vierbeiner ist weiterhin lebhaft, der Zweibeiner ist es wieder. Ach, am Schönsten ist es doch, wenn alles so bleibt wie es war.
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