CocoCarelle

Interessierte Leserinnen und Leser wie Ihr sind die wertvollste Motivation für mich zu schreiben.

Meine Werkzeuge sind die leichte Feder sowie der scharfe Blick fürs Unwesentliche. Ich nehme das Leben nicht auf die leichte Schulter, aber sehr gerne auf die Schippe. Bei mir gibts garantiert keine Schmink- oder Diättipps. Ich mags naturbelassen, echt und ehrlich.

Schwebt mit mir durchs Leben - ganz ungeschminkt und luftig leicht.

 

 

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(April 2022)

Der Energiekrisenwinter ist vorerst geschafft. Wir hatten Angst vor knappem Strom und trauten uns kaum noch, warm zu duschen. Kriseln tut es leider weiterhin. Und der nächste Energiekrisenwinter kommt bestimmt.)

 

Ich krieg die Krise! Es ist mal wieder eine Krise da! Die Hauptursache dieser neuen Krise ist eine Katastrophe, nämlich ein Krieg. Dieses Mal heisst die Krise „Energiekrise“.

„Never waste a good crisis!“ Schon wieder führen mich geflügelte Worte zu Winston Churchill, denn ihm wird dieser Satz zugeschrieben. Diese Worte klingen fast wie ein schwacher Mutmacher in schlimmen Zeiten. Also versuche ich erneut, einer Krise etwas Positives abzugewinnen. (So langsam komme ich in Übung.) Trotzdem muss ich wirklich ganz scharf nachdenken, was aus dem ganzen Mist doch eventuell Gutes herauskommen könnte.

 

Während ich also beginne zu denken, fange ich ziemlich bald an zu frieren. Klar, die Raumtemperatur ist ja auch entsprechend den Empfehlungen auf 19 Grad gedrosselt. Ach, jetzt wäre ein heisses Bad wirklich schön. Das würde mich wohltemperieren, körperlich und auch seelisch. Aber Baden ist momentan verpönt. Das viele warme Wasser ist energetisch total verschwenderisch und mit der prophezeiten Energieknappheit nicht zu vereinbaren. Ich könnte diesen Verzicht positiv verbuchen als eine Art Bussübung - quasi mein Gang nach Canossa. (Ich muss aber erst mal auf der Karte schauen, wo das genau liegt.) Zu büssen gäbe es schon ein paar Dinge. Ich verrate natürlich nicht, was. Es handelt sich wirklich nur um Kleinigkeiten. Als angenehme Nebenwirkung während dieses Bussgangs würde mir garantiert auch wieder warm werden. Aber meine Füsse wären möglicherweise wund. Nein, für diese Bussübung sind meinen kleinen Sünden dann doch zu klein.

Leider friere ich aber immer noch, und meine Füsse sind mittlerweile saukalt. Da kommt mir eine Idee: Ich gehe statt baden mal waldbaden! Das habe ich noch nie gemacht, habe aber schon sehr viel darüber gehört und gelesen. Das soll wirklich gesund und wohltuend sein.

 

Beim Waldbaden steht an allererster Stelle die bewusste Langsamkeit, Entschleunigung,  Entspannung und das Erleben der puren Natur. Völlig zweckbefreit sowie befreit von den vielen Alltagsreizen, die unsere Sinnesorgane überreizen. Das passt gut, denn ich bin wirklich des Öfteren gereizt, z.B. durch die vielen Lautschreier in Politik und Gesellschaft, die ihren Blödsinn in die Welt hinaus blöken. Vom lauten Säbelrasseln und Bombengetöse ganz zu schweigen.

Schweigen - das gilt besonders hier im Wald. Hier darf ich einfach sein, darf riechen, hören, fühlen und sehen. Das Moos, das Holz, die Vögel, die vielen Grüns. Nichts lenkt an diesem Ort ab. Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen, das passiert mir hier nicht so schnell.


Da steht er. Der Baum. Einer von vielen. Ein grossartiges, stattliches Gewächs. Fest verwurzelt hält er starken Stürmen stand. Sogar der Begegnung mit mir. Alexandra sang einst: „Mein Freund, der Baum, ist tot, er starb im frühen Morgenrot“. Das ist mir eigentlich grad zu traurig, zeigt aber doch, das ein Baum mehr als ein hölzerner Stamm mit Geäst und Blätterkrone ist - nämlich ein Freund. Ein Mann von einem Baum. Bei ihm kann ich Luft holen, weinen, mich aussprechen, oder ihn einfach nur innig umarmen. Ich umschliesse den starken Stamm mit meinen Armen, lege meine Wange an die Rinde und halte inne. Mann, der duftet aber gut. So würzig. Fast maskulin. Aber trotzdem sehr harmlos und friedlich. Der Baum hält ganz ruhig, steht mannhaft da und wirft auch nicht vor Schreck sofort seine Blätter ab. Er scheint mich zu mögen. Das tut mir gut. Wir zwei stehen eine ganze Weile in fester Verbundenheit da. Mein Herzschlag fühlt sich auf einmal viel ruhiger an. Mir wird ganz warm ums Herz. Die Füsse tun’s meinem Herz hoffentlich gleich nach. Und das, obwohl ich ja eigentlich vorher gefroren habe.


Nicht die Quietscheente in der heissen Wanne ist hier mein Partner, sondern der Baum. Und mit ihm der ganze Wald. Hier lüfte ich mich gründlich aus. Den Kopf, die Kleider sowie den Körper. Die heisse Wanne werde ich mir wirklich sparen können. Und die nächste Maschine Buntwäsche auch. Eine wirklich saubere Sache. Wie lange das olfaktorisch aber gut geht, weiss ich nicht so genau. Daher hoffe ich trotz allem auf ein baldiges Ende dieser Krise.