CocoCarelle

Interessierte Leserinnen und Leser wie Ihr sind die wertvollste Motivation für mich zu schreiben.

Meine Werkzeuge sind die leichte Feder sowie der scharfe Blick fürs Unwesentliche. Ich nehme das Leben nicht auf die leichte Schulter, aber sehr gerne auf die Schippe. Bei mir gibts garantiert keine Schmink- oder Diättipps. Ich mags naturbelassen, echt und ehrlich.

Schwebt mit mir durchs Leben - ganz ungeschminkt und luftig leicht.

 

 

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(Dezember 2023)

 

Zeitweise bin ich wirklich verklemmt. Die Windungen in meinem Hirn sind dann verstopft und fühlen sich ähnlich an wie ein lahmer Darm, der träge vor sich hinblubbert. Nix Gescheites kommt am Ende dabei heraus. Diese cerebrale Obstipation nennt sich auch Schreibblockade. Ursache unbekannt. Aber dann - plötzlich und unerwartet - kommt wieder Bewegung in die ganze Sache, und die Birne in meiner Birne beginnt erneut zu leuchten - ENDLICH werde ich erlöst aus dieser Kopflähmung. Es flutscht wieder. Ursache auch unbekannt.

 

ENDLICH! Das ist mein heutiges Stichwort. In unserem Sprachgebrauch bedeutet es einen Ausruf der Ungeduld. Etwas Langersehntes ist eingetreten oder etwas Unerwünschtes ist verschwunden.

Genauer betrachtet fällt mir hierzu aber die Endlichkeit ein. Diese Zeitspanne ist gut vorstellbar. Denn sie ist klar begrenzt, ist also vorgegeben und kann nicht ausgeweitet werden. Im Gegensatz dazu steht die Unendlichkeit. Dieser Zeitraum erscheint in meiner visuellen Vorstellung so schwarz wie der Weltraum, nicht greifbar, für Normal- Intelligenzis wie mich nicht begreifbar. Kein Anfang, kein Ende - wie soll das gehen?

 

Ihr kennt doch sicherlich den Mega- Partykracher: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei….Bei meinen tiefschürfenden Gedanken über Endlichkeit und Unendlichkeit sollte mir die Wurst eigentlich total wurst sein. Ist sie aber nicht. Hat sie jetzt eigentlich zwei Anfänge oder zwei Enden? Ich kann die Wurst drehen und wenden wie ich will - Anfang und Ende vermischen sich dabei wie das Wurstbrät in der Mitte (gibt’s übrigens auch vegan…).


Ein Anfang ist meistens schöner als ein Ende. Das gilt für Ferien, für ein Wiedersehen, für eine Liebesbeziehung, für einen schönen Film. (Für eine Zahnbehandlung aber nicht.)

Wenn ich in den Anfang einer Wurst hineinbeisse, habe ich das anfängliche Genusserlebnis, ich bekomme Lust auf mehr. Und die Wurststrecke liegt glücklicherweise vor mir. Wenn ich mich bis zum Ende durchgebissen habe, bin ich vermutlich satt und habe genug, vielleicht ist mir sogar schlecht. Oder beisse ich die Wurst doch lieber am Ende an? Und futtere von hinten nach vorne? So wie ein rückwärts abgespulter Film vom Ende zum Anfang?


Mir war nicht bewusst, dass ein kleines Würstchen so viel philosophischen Inhalt bietet. Ich war mal auf einem Weihnachtsmarkt, da gab es die Endloswurst zu kaufen, meterweise konnte man sie verzehren. Das ist der Beweis dafür, dass das Endlose, das Unendliche, nicht unbedingt bekömmlich ist. Irgendwann schmeckt es einfach nicht mehr.

 

Die die begrenzte Zeit macht das Erleben zu etwas Besonderem. In meinem früheren Beruf als Flight Attendant habe ich das regelmässig erfahren. Als Crew waren wir jeweils für eine bestimmte Anzahl von Tagen in der Weltgeschichte unterwegs. Je nach Reiseziel war man sehr aufeinander angewiesen, beim Arbeiten an Bord sowieso. Selten habe ich in meinem Leben innerhalb so kurzer Zeit derart intensive Begegnungen und Erlebnisse mit anderen Menschen gehabt. Alle wussten: Nach x Tagen ist alles vorbei, dann kommt ein neuer Flug mit neuer Crew. Die kurze Zeit wollte intensiv genutzt sein, besonderes wenn man sich gut verstanden hat, was meistens der Fall war.

 

Die begrenzte Zeit während einer Ferienreise, irgendeines schönen Erlebnisses lässt einen im besten Fall alles intensiver und genussvoller aufnehmen. Genauso sollte es sich mit der Endlichkeit unseres Daseins verhalten. Glücklicherweise wissen wir nicht die individuelle Zeit, die jeder und jedem Einzelnen von uns auf Erden geschenkt worden ist. Mit todsicherer Gewissheit erwarten wir aber alle irgendwann das grosse Finale. Bestenfalls mit Pauken, Trompeten und Applaus treten wir dann von der Lebensbühne ab, vielleicht aber auch ganz still und leise durch die Hintertür.

Und dann betreten wir das unbekannte, unheimliche Terrain der Unendlichkeit. Nach unserem Ende ein neuer Anfang? Wie wird das sein? Wird es überhaupt sein? Gibt es dort auch Hunger und Durst? Und Wurst? Mit zwei Enden, zwei Anfängen oder als Endlosmodell wie auf dem Weihnachtsmarkt? Ach, das ist doch eigentlich wurscht. Gegessen wird, was dort auf den Tisch der Unendlichkeit kommt. Ich bin gespannt auf dieses Überraschungsmenü.