Klickt auf den jeweiligen Text oder das Bild, damit Ihr alles lesen könnt
(April 2024)
Kürzlich war ich an einen 60. Geburtstag eingeladen. Ja, mein Leben wird immer heller. Und zwar hauptsächlich durch die stetig anwachsende Anzahl der Kerzen auf den jeweiligen Geburtstagstorten, blöderweise auch auf meiner eigenen. Der Altersdurchschnitt lag durch Kinder und Enkelkinder bedingt zwar etwas tiefer, die meisten der Eingeladenen bewegten sich aber plus minus in dieser Altersklasse. Wir kamen von den verschiedensten Orten her angereist, kannten uns aber zum grossen Teil von früher und hatten nach dieser längeren Zeit entsprechend viel miteinander an Neuigkeiten und Erlebtem auszutauschen. Berufliche, familiäre, freizeitliche sowie gesellschaftliche Themen wurden erörtert, und es war dabei recht lustig, aber auch inhaltlich gehaltvoll.
Ich dachte immer, dass ich mit meiner Generation so etwas NIEMALS erleben würde, aber irgendwann geschah dann doch das Erschreckende und Unvermeidliche: Die Erörterung der Gesundheit war an der Reihe…nein, korrekterweise muss es heissen: Die Krankheiten waren dran. Mittlerweile hatten sich also diverse Wehwehchen in unseren Leben dazugesellt. Autsch!
Mir fiel bei allen Erzählenden ein unglaublich fundiertes anatomisches Wissen auf. Alle kannten sich inklusive sämtlicher relevanter Fachbegriffe wahnsinnig gut aus mit Knien, Hüften, dem Rücken (im Allgemeinen und auch im Besonderen mit all den spezifischen Wirbelregionen) sowie in der Pharmakologie mit möglichen Wirkungen und Nebenwirkungen. Interessanterweise war niemand Forscherin, Apotheker oder Ärztin. Aber das braucht’s auch gar nicht. Im Selbstversuch werden wir alle zu Fachleuten.
Die Gespräche muteten fast wie ein Wettbewerb an, denn ein Gast meinte plötzlich: „Au ja, lasst uns miteinander Krankenquartett spielen! Aber gebt Euch keine Mühe - das gewinne ich!“ Und los ging die erste Runde mit seiner überstandenen Herz-OP, der anschliessenden Reha sowie den blutverdünnenden und cholesterinsenkenden Medikamenten, die seither zu seiner Tagesroutine gehörten. Seine herzhafte Schilderung verursachte herzliche Lacher. Herzerfrischend war das. Lachen ist gesund. Nicht nur fürs Gemüt, sondern sicher auch fürs Herz.
Weiter ging’s zu den Gelenken in unserem Krankenquartett. Auch hier schienen alle so fachkundig unterwegs zu sein wie die Akteure im OP oder die Physiotherapeuten. Wir turnten unter Anleitung des Gastes mit akutem Rücken gemeinsam ein paar leichte Übungen und fühlten uns anschliessend ziemlich gut. Möglicherweise lag das aber auch an dem einen oder anderen Gläschen, das wir nebenher tranken.
„Ich schlucke jetzt neuerdings regelmässig ein Präparat mit Muschelkalk“, liess eine aus unserer Runde dann plötzlich verlauten. Ach, wie sie denn auf diese Idee gekommen sei, wollte ich wissen. „Das hat der Tierarzt für meinen alten Hund empfohlen, weil er etwas lahmte. Und seit ich ihm regelmässig Muschelkalk ins Futter mische, springt er wieder munter wie ein junger Hund.“ Sie selber bezieht ihr Präparat allerdings nicht vom Tierarzt, sondern aus der Apotheke, ist inzwischen aber mindestens genauso gut drauf wie ihr Hund. Ja, so kann’s auch gehen. Auf den Hund gekommen. Gesund mit Hund. Ein Hundeleben der positiven Art.
Gegen Ende der ersten Spielrunde des Krankenquartetts kamen wir schliesslich auf die Selbstheilungskräfte des Körpers zu sprechen. Die gibt es zum Glück neben operativen Eingriffen und diversen Pillen auch, und zwar ganz ohne Rezept. Und normalerweise kostenfrei. „Ich musste mal etwas länger auf einen Termin beim Spezialisten warten“, berichtete einer. „Einige Zeit zuvor hatte ich eine Kreuzfahrt gebucht. Ihr glaubt es nicht, aber nachdem ich wieder zu Hause war, waren meine Beschwerden weg. Den Termin habe ich dann abgesagt“. Wow! Habt Ihr das gewusst? Kreuzfahrt wirkt gegen Kreuzbein. In diesem Fall kosteten die Selbstheilungskräfte allerdings eine Kleinigkeit.
Bisher habe ich zum Glück weder Herz, Rücken, Knie oder Hüfte (sogar ohne Kreuzfahrt), noch habe ich einen Hund. Ich habe dafür eine Meise. Die mag ich aber irgendwie. Bei mir piept’s ab und zu, da hilft auch kein Tierarzt und kein Muschelkalk. Vogelfutter ist aber auch nicht nötig.
© 2022 cococarelle.com