CocoCarelle

Interessierte Leserinnen und Leser wie Ihr sind die wertvollste Motivation für mich zu schreiben.

Meine Werkzeuge sind die leichte Feder sowie der scharfe Blick fürs Unwesentliche. Ich nehme das Leben nicht auf die leichte Schulter, aber sehr gerne auf die Schippe. Bei mir gibts garantiert keine Schmink- oder Diättipps. Ich mags naturbelassen, echt und ehrlich.

Schwebt mit mir durchs Leben - ganz ungeschminkt und luftig leicht.

 

 

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(April 2023)

      

Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen. Stimmt. Zum Überleben sind das zwei essentielle Dinge.  Zudem sind Essen und Trinken seit jeher ein wichtiger Teil jeder Geselligkeit und Gastfreundschaft. Man will dabei aber nicht nur satt werden. Besonders der gemeinsame Genuss verbindet und bleibt bestenfalls in längerer Erinnerung, im Herz und auch am Gaumen.

 

Wichtig ist auch die Tischkultur. Ein schön gedeckter Tisch mit passendem Geschirr und ein bisschen Dekoration geben dem kulinarischen Erlebnis den hübschen Rahmen.

Genauso wie die Tischmanieren. Die hat der Mensch im Laufe der kulturellen Entwicklung lernen dürfen. Seit wir auf zwei Beinen laufen, haben wir die Hände frei bekommen, um nicht nur mit Werkzeug den Acker zu bewirtschaften und Tiere zu erlegen, sondern auch mit Messer, Gabel und Löffel die hieraus gewonnenen Mahlzeiten gepflegt zu uns nehmen zu können.

 

Als ich noch Kind war, waren meine Geschwister und ich einmal bei einer 7-köpfigen Familie zum Essen eingeladen. Nach dem Tischgebet traute ich meinen Ohren nicht: Mit offenem Mund zu kauen und dabei laut zu schmatzen war hier anscheinend normal. Das Ganze mal 7 - das war schon ein beeindruckender Sound. Und es standen für alle gerade mal 3 Gläser auf dem Tisch. Jeder trank mal aus diesem, mal aus jenem Glas. „Das fördert die Gemeinschaft“ verkündete die Gastgebermutter. Meine Geschwister und ich haben uns damals leider ziemlich daneben benommen, denn wir konnten kaum aufhören zu lachen. Auch Tischmanieren scheinen Definitionssache zu sein.

 

Grundsätzlich beherrsche ich den Umgang mit dem Besteck durchaus geübt und auch unfallfrei. Es gibt aber immer wieder technische Herausforderungen für mich. So wie das raffinierte Schneckenbesteck in Julia Roberts‘ Händen im Film ‚Pretty Woman‘ der Schnecke in Kräuterbutter einen Freiflug durchs schicke Restaurant bescherte, scheitere ich schon bei viel weniger edlen Gerichten.

Kürzlich war ich mit einem Kollegen abends aus. Wir trafen uns beim Italiener. Ich beobachtete, wie er seine Pizza problemlos schön sauber geviertelt hatte. Ich glaube, das war aber eine esstechnisch total anspruchslose Margherita. Die ist easy. Meine Pizza sah ein bisschen anders aus. Sie war aber auch wirklich blöd belegt. In der Mitte waren die besten Bissen kumuliert angesiedelt. Es war ein mühevoller Weg, mich vom sehr knusprigen Rand ins üppig weiche Zentrum voranzuschneiden. Entsprechend zerzaust und unschön sah mein Teller nach einer kurzen Weile aus. Wie die  Kampfzone  eines Kleinkinds. Die Belegetechnik des Pizzaiolo war aber ganz klar schuld...

 

Döner kann ich auch nicht gescheit essen. So gross ist meine Klappe dann doch nicht, als dass ich mit Anstand und ohne Kollateralschäden in dieses Monstrum von Brot mit Füllung und Sauce hineinbeissen könnte.  Spätestens beim fünften Biss ist die Sauce am Ellenbogen angelangt und das Kraut in grösserem Radius verstreut.
Eines der ersten, äusserst romantischen Treffen führte mich und meinen damals NochNichtEhemann zu später Stunde in eine Dönerbude. (Kann ja mal passieren.) Einige Zeit später gestand er mir sein damaliges stummes Staunen, als er mich derart tropfintensiv dönern sah. Geheiratet hat er mich aber trotzdem und erträgt mich bis heute, trotz kleckernder Sauce und verschmiertem Gesicht (wir essen allerdings auch nicht täglich Döner). Das muss Liebe sein, oder?
Daher bestelle ich mir mittlerweile beim orientalischen Fast Food - Verzehr vorsichtshalber den hübsch eingewickelten Dürüm. Sicher ist sicher. Die Sauce und sich hinterhältig verselbständigendes Gemüse sind hierin sauber verpackt.

 

Mindertalentiert bin ich auch bei Apéros oder Flying Dinners. Zumal ich bei diesen Gelegenheiten auch die höhere Gewichtung aufs Plaudern lege. Mit vollem Mund redet es sich nun einmal schlecht. Die Gefahr, dem Gegenüber kleine Stückchen entgegenzuspucken, ist recht hoch. Und beim nächsten Lachen sind die Zähne dann farbenfroh mit Kräutern, Körnchen und Krümelchen geschmückt. Da trinke ich doch lieber ein Gläschen mehr, und meine Bluse bleibt auch sauberer, als wenn mir das Tomatenwürfelchen von der Bruschetta frech in den Ausschnitt kullert.
Ihr könnt mich ruhig zu Eurem nächsten Stehanlass einladen. Ich komme gerne und bin ein relativ preiswerter Gast. Obendrein ein reinlicher. Der Fussboden bleibt sauber. (Einfach genügend Prosecco bereithalten.) 

 

So. Ich muss für heute Schluss machen. Das Essen ist nämlich gleich fertig. Es gibt Spaghetti mit Tomatensauce. Mit Lätzchen. Man weiss ja nie bei so 'ner blöden Sauce.....