CocoCarelle

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(Juni 2024)

 

Gestern habe ich mir Gedanken gemacht, was ich morgen als neue Kolumne zu Papier bringen könnte. Das gestrige „morgen“ ist also heute. Und mein heutiges Thema lautet: HEUTE. (Ein komisches Wort übrigens, wenn man es ständig wiederholt. Probiert es mal aus, am besten heute noch.)

 

Gehört Ihr denn zu den Menschen, denen es gut gelingt, im Jetzt und Hier und Heute zu leben? Das soll ja der Königsweg sein, um achtsamer, dankbarer, entspannter und sorgenreduzierter das Leben zu meistern. Dem stimme ich grundsätzlich zu. Was gestern war, kann ich nicht mehr ändern. Was morgen sein wird, weiss ich nicht mit absoluter Sicherheit, da kann noch einiges dazwischen kommen. Was aber heute, hier und jetzt Sache ist, findet live und in Farbe statt, da sind wir als aktive Teilnehmer mittendrin.

Wie schön! Aber allzu schnell ist ein Moment auch verflogen, wenn er nicht bewusst und heute wahrgenommen wird. Er ist nicht zurückzuholen.

Der Lauf des Lebens ist unaufhörlich, ein steter Fluss, ohne Bremse. Weg ist weg, gesagt ist gesagt, getan ist getan. Es gilt das Hier und Heute. Einen Knopf zum Zurückspulen gibt es nicht, weder für glückliche noch für missratene Momente. Eine Kristallkugel für den Blick auf das ungewisse Morgen existiert aber ebenso wenig.

Ganz unphilosophisch, aber sehr pragmatisch weiss der Volksmund das natürlich schon lange. „Morgen, morgen, nur nicht heute - sagen alle faulen Leute“. Wer will schon als Faulpelz gelten? Also liebe Leute - dranbleiben und mitmachen, und zwar heute!
„Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“. Wenn ich z.B an ungeliebte  Tätigkeiten denke, bin ich tatsächlich froh, wenn ich die Bude heute bereits geputzt, die Überweisung oder den Behördengang heute erledigt, eine Entschuldigung heute ausgesprochen habe und ich morgen meinen Tag dann befreiter gestalten kann. Gut, dass ich’s heute gemacht habe.

Im Film „Forrest Gump“ sagt die Mutter zu ihrem Sohn Forrest: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiss nie, was man kriegt“. Stimmt genau. Also sollten wir JETZT zugreifen und futtern! Morgen ist ungewiss. Aktuell schmeckt’s bei mir übrigens nach Nuss-Nougat. Zartschmelzend geniesse ich den Moment und weiss nicht, was danach kommt. Marzipan vielleicht? Oder ist die Schachtel sogar bereits leer?

Über die Zukunft zu grübeln funktioniert ebenso wenig wie der Versuch, die Zeit zurückzudrehen. Sich zu viele Gedanken über ungelegte Eier zu machen, bringt ausser schlechten Nächten und Sorgenfalten nicht viel. Das ist leichter gesagt als getan, ich weiss. Ich nehme daher grad noch mal eine weitere Praline. Sicher ist sicher.
Der besänftigenden Volksweisheit „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ stehe ich eher kritisch gegenüber. Denn manchmal ist etwas Aufgeschobenes leider zwangsweise aufgehoben, die Chance ist dann vertan. Weil das Wetter nicht mehr passt, der Mensch nicht mehr da ist, die Gesundheit einem einen Strich durch die Rechnung macht, die geopolitische Lage sich geändert hat oder die Pralinen ranzig geworden sind. Gründe gibt es viele, wichtige Dinge möglichst gleich, heute zu machen. Der Augenblick schläft nicht.

Man selber aber schon. „Erst mal eine Nacht drüber schlafen“. Das ist manchmal tatsächlich eine kluge Entscheidung. Denn morgen sehe ich manches durchaus klarer und reflektierter. Emotionen haben sich beruhigt und der Verstand meldet sich zurück. Morgen ist dann der bessere Tag als heute.

Das gilt übrigens auch für alle, die z.B. abnehmen möchten. Der Beginn einer Diät ist immer der schwierigste Schritt. Daher empfehle ich die „Ab - Morgen - Diät“. Ab morgen - dieser Vorsatz klappt immer. Jeden Tag aufs Neue. Die „Ab - Morgen - Diät“ ist übrigens mindestens so effektiv wie die Zwieback - Diät. Hierbei darf man alles essen, ausser Zwieback. Und ich empfehle unbedingt vor Beginn - das heisst heute - nochmal tüchtig in die Pralinenschachtel zu greifen. Man weiss nicht, was man kriegt. Ab morgen vermutlich nicht viel.