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(Februar 2025)
Im vergangenen Winter war die Quote der Erkältungskrankheiten auffallend hoch. Husten, Schnupfen, Heiserkeit - kaum jemand blieb hiervon verschont. Oft über Wochen anhaltend waren die Betroffenen als krächzende und röchelnde Triefnasen unterwegs. Zum Glück handelte es sich in den meisten Fällen um zwar lästige, aber harmlose Erkältungsinfekte. Sogar das Coronavirus hat sich mittlerweile in die niederen Gefielde der ungefährlichen Erreger herabwürdigen lassen.
Mit einer speziellen Variation der Atemwegserkrankungen ist aber nach wie vor nicht zu spassen. Kaum erträglich, geht es hier doch beinahe um Leben und Tod: Ich rede vom Männerschnupfen.
Auch meinen Mann hatte es erwischt. Ihr ahnt es schon: Es erwartet Euch jetzt keine spassige Kolumne, sondern ein Drama.
Schuld am ganzen Übel war ich, denn wenige Tage zuvor war ich von den Rhinoviren befallen worden. Ich schnäuzte und nieste vor mich hin und war froh, bloss Schnupfen und nichts weiter zu haben. In zwei Nächten hatte ich Nasenspray benutzt und nur sicherheitshalber auf dem Nachttisch stehen. 4 Sprüheinheiten habe ich insgesamt verbraucht. Wie gut hatte ich es doch! So harmlos. Ich sagte meinen Schöpfer demütig Danke.
Der Männerschnupfen gestaltet sich definitiv schlimmer. Mehrere Alarmstufen müssen sofort ausgelöst werden. Zunächst wurde das ganze Haus erst einmal nach Taschentüchern durchforstet. Wie bei einer polizeilich angeordneten Durchsuchung wurden (und blieben) sämtliche Schranktüren und Schubladen aufgerissen, hinter denen Nasentüchlein zu erhoffen waren. Überall lagen dann offene Päckchen griffbereit herum.
Der Geräuschpegel im Haus stieg deutlich an. Ich habe keinen Dezibelmesser, aber die Werte dürften bei jedem Nieser, Schnäuzer und Hochzieher deutlich in die Höhe geschnellt sein, ähnlich einem Düsenflugzeug. Mit anschliessend befreiendem und lautstarkem Stöhnen.
Beim Anstehen an der Kasse nach dem gemeinsamen Einkaufen meinte ich plötzlich, die Lüftung im Laden würde spinnen. Es klang sehr komisch. Aber es war nur das Geräusch des Nasensprays, das mit kräftigem Inhalieren gründlich appliziert werden musste.
Es war also kein Wunder, dass mich mein Mann nach zwei Tagen frühmorgens wirklich schlimm näselnd fragte, ob denn noch irgendwo Nasenspray sei. Ich staunte, waren doch im Badezimmerschränkchen zwei Fläschchen vorrätig gewesen. Ja, die Betonung liegt auf gewesen. Um Gottes Willen! Der Mann muss schliesslich schnaufen können! Er düste ab zur Apotheke.
Ich ging derweil in die Küche, um Kaffee zu machen. Hier sah es aus wie in einer Cocktailbar mit einer gut sortierten Auswahl an bunten Getränken. Mehrere Gläser und Becher standen herum, in denen sich irgendwelche Flüssigkeiten befanden. Aus der Apotheke mit freier Nase zurück, degustierte mein Mann sich durch die diversen Gläser. Er wusste selber in dem Moment nicht so genau, was sich worin befand. Vitamin C, Schleimlöser, Kopfschmerzbrausetablette und Anti-Grippe-Drink konnten identifiziert und sofort getrunken werden. Viel hilft viel, lautet die Devise. Prost oder besser: Santé!
Aus aktuellem Anlass überlegte ich besorgt, ob wir uns jetzt vielleicht noch schnell verschärft ums Testament kümmern sollten. Man weiss ja nie. Der Männerschnupfen kann schliesslich böse enden.
Also nein! Es ist wirklich unangebracht, hierüber blöde Witze zu machen. Mann kann zu Recht verschnupft darauf reagieren. Die Sache ist ernst.
Es ging zum Glück gut aus. Mein kranker Mann hat überlebt. Auch die Nase ist wieder heil und hübsch. Und wir haben sogar als Paar neu zueinander gefunden. Mein Mann sagte nämlich, als er wieder unter den Lebendigen war: ‚Du Arme, jetzt weiss ich, wie schlimm es Dir vor kurzem ergangen ist‘.
Das nenne ich Grösse. Denn immerhin hatte nicht ich Männerschnupfen, sondern er. Vor Rührung kamen mir die Tränen. Leider konnte ich kein Taschentuch finden, um mir das Gesicht zu trocknen. Es schienen alle aufgebraucht worden zu sein. Aus wahrhaft triefendem….äh…triftigem Grund.
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