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(Juni 2023)
Nicht nur zu Zeiten des Body Shamings, sondern NIEMALS möchte ich irgendjemandem auf die (pedikürten) Füsse treten. Ob gross, klein, dick, dünn, alt, jung, kleinkariert oder grossformatig - um all das geht es mir nicht. Aber ich finde, es bedarf einer kleiner Inspektion, bevor man den entblössten Körper angemessen in die Sommerfrische entlässt.
ENDLICH!!! Dieses Jahr mussten wir wirklich lange auf die Sonne und die Wärme warten. Man fragte sich im Mai frustriert, ob es sich tatsächlich lohnt, die Winterreifen gegen die Sommerreifen auszutauschen oder die Wollpullover im Kleiderschrank nach hinten zu schieben. Ja, es lohnt sich! Leute, auf zur Reifenwerkstatt und mutig die leichten T-Shirts im Kleiderschrank nach vorne geräumt. Was lange währt, wird endlich gut (…es chunnt scho guet…)! Mit den steigenden Temperaturen werden Lebensgefühl und Laune leicht, locker und luftig. Die Hormone bekommen einen sonnigen Schub. Vitamin D tanken ist jetzt ganz einfach. Ab nach draussen, mit viel nackter Haut und offenen Schuhen. Ein Aperol, ein kühles Blondes oder ein sauer Gespritzter darf gerne dabei sein. Fertig ist der ganzheitliche Sommercocktail, das uns lasziv durch die langen heissen Tage und die kurzen tropischen Nächte trägt, in denen wir uns kaum vorstellen wollen, dass es auch kalt und grau sein kann. All das ist eine Offenbarung für Körper und Seele. Gelegentlich aber auch eine Offenbarung der ganz anderen Art, wie ich kürzlich mal wieder festgestellt habe.
An einem dieser lang ersehnten, ersten schönen Tage war ich im Gartencenter. Gefühlt die ganze Stadt war dort, um Garten und Balkon hübsch herzurichten. Schöne Blumen, nette Gartenmöbel und lieblicher Outdoor- Schnickschnack gehören schliesslich zum Sommer dazu. Darin waren sich anscheinend alle einig, und entsprechend lang war die Warteschlange vor der Kasse. Ich hatte reichlich Zeit, um mich ein bisschen umzusehen.
Uiuiui! Der sonnige Sommer hat definitiv auch seine Schattenseiten, musste ich sofort feststellen. Die hohen Temperaturen luden natürlich dazu ein, sich luftig zu bekleiden. Logisch. Ich fragte mich allerdings, ob es nicht einen kleinen Unterschied zwischen einem sommerlich- leichten Outfit und spärlich- halbnackter Bekleidung gibt? Manch eine/r, aber längst nicht jede/r sieht mit knappem Frotteehöschen, kurzgeschnittenem Top und Adidas- Badeschlappen noch appetitlich aus. Natürlich können nicht alle bei Germany‘s Next Topmodel gewinnen (zum Glück). Ich auch nicht. Und Nagelpilz oder dicke Hornhaut mit Kratern, die farblich an Gletscherspalten erinnern, wählt auch niemand freiwillig. Aber grundsätzlich ein bisschen Pflege könnte man, so finde ich, dem Körper zugute kommen lassen, bevor man ihn in die hüllenlose Freiheit entlässt. Und es gibt tatsächlich auch luftige Kleidung, die einen viel charmanter verpackt als das ärmellose Schlabbershirt, das die Achselhaare in voller Pracht präsentiert. Gartencenter, Fussgängerzonen oder sonstige öffentliche Orte sind ja nicht der Strand oder das Freibad. Zum Hüllen fallen lassen gehört meiner Meinung auch der jeweils geeignete Ort. Nicht jede/r will überall alles sehen.
Die Erfindung der Textilien sollte nicht umsonst gewesen sein. Eine wirklich gute Sache. In der Steinzeit und im alten Ägypten hat es sie bereits gegeben. Im Mittelalter wurden die ersten richtigen Stoffe aus Flachs und Hanf gewoben. Die Mode, also die Verbindung von Zweckmässigkeit und Ästhetik, hat sich natürlich erst später entwickelt, als kulturelle Errungenschaft.
Ich fragte mich also in meiner Warteschlange im Baumarkt ernsthaft, wo denn diese Entwicklung angekommen war. Hier im Gartencenter anscheinend nicht wirklich.
Ich finde es schön, sich selber eine gewisse Fürsorge zukommen zu lassen. Ein bisschen Hochglanzpflege gönnen wir ja auch gerne dem Auto oder dem heimischen Fussboden. Und wenn der Fussboden nicht in allerbestem Zustand ist, legen wir ganz schlau einen schönen Teppich drüber. Das sieht dann richtig gut aus.
Boah, mir wurde in meiner Warteschlange so richtig warm. So warm war es. Ach, dachte ich, wie schön wäre es, wenn mir jetzt noch schön warm ums Herz würde, weil nicht nur die Schönheit der Blumen, Grünpflanzen und Dekos, sondern auch die restliche Ästhetik rundherum mein Herz erfreuen würde. Naja, der nächste Sommer kommt bestimmt, vielleicht klappt‘s ja dann…
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