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(März 2022)
Mit Musik geht alles besser! An diesen Spruch wurde ich vor einigen Jahren an einem überraschenden Ort schwarz auf weiss erinnert: Ich sass auf einem Gäste-WC, an dessen Wand ein WC-Papierhalter mit integrierter Spieluhr sowie mit diesem Spruch bedruckter Papierrolle hing. Sogar auf dem stillen Örtchen ist es gut, wenn Musik die Stille durchbricht.
Musik stimuliert aber nicht nicht nur das Gedärm, sondern auch die Stimmung, erinnert an Vergangenes und macht Feste festlich und fröhlich. Sogar Putzen oder Aufräumen macht mit Musik mehr Spass als ohne. Den Staublappen im 3/4- Takt geschwungen bringt mehr Glanz, als wenn er ohne Rhythmus lustlos hin- und hergewischt wird.
Musik ist auch gesund. Der Blutdruck sinkt (ob das auch für Hardrock, Punk und Zwölftonmusik gilt, weiss ich gerade nicht so genau). Ungeborene werden - so wird gemunkelt - mit Mozarts Hilfe bereits im Mutterleib schlauer. Das erspart den einen oder anderen Förderkurs für das liebe Kleine, ist es erst einmal auf der Welt.
Für Demenzkranke sind Gespräche eher schwierig, denn sie sind hiermit meistens überfordert. Musik aber ist die ideale Kommunikationsebene, denn Musik wohnt da, wo das Gehirn noch funktioniert, nämlich im Langzeit- und emotionalen Gedächtnis. Kinder schlafen besser nach einem beruhigenden Gute-Nacht-Lied, sogar auch dann, wenn Mama oder Papa womöglich eher wie ein Hahn krähen denn wie eine Nachtigall flöten.
Der Mensch ist auch gerne seine eigene Beschallung. Gesungen und gepfiffen wird unter der Dusche, beim Handwerken, beim Autofahren oder Kochen. „Böse Menschen haben keine Lieder“, heisst es in einem Gedicht von Johann Gottfried Seume aus dem 19. Jahrhundert, und das stimmt. Aus dem Singen oder Pfeifen heraus zeigen sich Frohsinn und Harmlosigkeit. In diesem musikalischen Moment tut niemand niemandem etwas zuleide. Aber es ist schon auch gut, wenn die Töne manchmal in den eigenen zwei Ohren und vier Wänden bleiben.
Längst nicht alles, was in Noten niedergeschrieben ist, gefällt. Dennoch: Viel schöne, gute Musik entspringt der Begabung eines musikalischen Genies, seien es Beethoven oder die Beatles, seien es Freddy Mercury, Louis Armstrong oder die Grossfamilie Bach. Schlussendlich entscheidet der persönliche Geschmack, welche Art Musik der wichtige Lebensbegleiter ist.
Natürlich ist jedes Alter an seine Musik gebunden. „Benjamin Blümchen“ oder "Ein Vogel wollte Hochzeit feiern" sind bei mir mittlerweile abgelöst worden. Aber: Wenn ich Klänge von früher mal irgendwo höre, regen sich bei mir Gefühle mit dem dazugehörigen rosaroten Filter, und ich fühle mich dann meistens glücklich. Manche Songs erinnern mich aber auch bis heute z.B. an den frühen Hinschied meines damaligen Wellensittichs Fridolin, der im jungen Vogelalter von nur vier Jahren wegen eines Tumors vorzeitig ins Himmelreich fliegen musste.
Ach, lieber Fridolin, wie war ich damals sooo traurig. Aber dennoch wünschte ich mittlerweile schon das ein oder andere Mal in meinem Leben, dass nichts Traurigeres mehr nachgekommen wäre als Dein früher Vogeltod.
Die glückssteigernde Ergänzung zur Musik ist für mich das Tanzen. Ich wirbele gerne allein durch die Wohnung, wenn ein Stimmungshit aus dem Radio schallt. Meine Phantasie tanzt mit und hebt mich in höhere Sphären.
Ich habe auch schon Tanzkurse belegt. Mit meinem Mann schwebe ich dann übers Parkett. Mal im Takt, mal taktlos. Mal bin ich geschmeidig, mal ähnle ich einem sperrigen Möbelstück, welches durch die Gegend gewuchtet wird. Mein Mann ist mal beeindruckend führungsstark, mal wie ein Bagger, der unbeholfen mit seiner Schaufel schwere Lasten bewegt und mir zum Schluss auch noch über den Fuss fährt. Stahlkappen auf den Schuhspitzen hätten schon das ein oder andere Mal gute Dienste geleistet.
Das Leben bleibt ein Tanz - um den Vulkan herum oder ins Glück hinein - wohin auch immer.
Eins zwei drei, eins zwei drei. Bleiben wir taktvoll, und pfeifen wir uns eins dabei. Das Leben kann so schön sein! Auch, wenn wir doch mal aus Versehen daneben singen oder uns auf dem Fuss stehen.
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