CocoCarelle

Interessierte Leserinnen und Leser wie Ihr sind die wertvollste Motivation für mich zu schreiben.

Meine Werkzeuge sind die leichte Feder sowie der scharfe Blick fürs Unwesentliche. Ich nehme das Leben nicht auf die leichte Schulter, aber sehr gerne auf die Schippe. Bei mir gibts garantiert keine Schmink- oder Diättipps. Ich mags naturbelassen, echt und ehrlich.

Schwebt mit mir durchs Leben - ganz ungeschminkt und luftig leicht.

 

 

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(Juni 2024)

 

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen.“ So reimte der deutsche Dichter Matthias Claudius bereits im 18. Jahrhundert. Reisen bildet, wer sich dafür öffnet. Reisen schärft den Blick für das Gute zu Hause. Reisen schafft Erinnerungen. Reisen verbindet, wenn man, wie ich kürzlich, in einer netten Gruppe unterwegs ist.

 

Helsinki war der Ort, den A., U., J., C. und ich für ein paar Tage besuchten. Wir bezogen unsere Zimmer in einem hübschen Stadthotel. Nur schnell auspacken, dann Treffen für eine erste kleine Erkundung der näheren Umgebung, so war der Plan.

Das mit dem Auspacken sollte gleich eine erste  Herausforderung werden. Das Zimmer war wirklich chic. Grosse Fenster, grosses Bett, grosses Bad, sehr kleiner Schrank. Der Innenarchitekt (das MUSS ein Mann mit stets perfekt gebügelten Hemden gewesen sein) hatte vor lauter Begeisterung offensichtlich nicht an praktische Dinge wie z.B. Fläche und Raum zum Legen und Aufhängen der Kleider gedacht. Dafür stand ein riesiges Bügelbrett im Schrank. Stimmt, ich bekomme stets Entzugserscheinungen, wenn ich für wenige Tage von meiner Bügelstation getrennt bin, ich werde dann ganz knitterig vor lauter Kummer… Es schien, als ob wir direkt aus dem Koffer leben sollten.

Auf den zweiten Blick war aber klar: Der Innenarchitekt hatte doch mitgedacht. Über dem Bett hing nämlich ein stattliches Rentiergeweih. Unsere Zimmer waren wahrhaftig geweihte Räume! Hier konnte der Kofferinhalt aufgehängt und gleichzeitig ausgelüftet werden. Genau so haben es früher gewiss auch die Jäger bzw. deren Frauen gemacht. Problem war also gelöst, abgesehen davon, dass das Geweih relativ hoch hing.

Im Werfen im Schulsport war ich stets nur mittelgut, aber das spielte jetzt keine Rolle, ich war gefordert! Ich startete die Flugshow mit einem T-Shirt, und siehe da: Punktlandung! Eine leichte Bluse (bügelfrei) folgte. Nicht ganz so sicher, aber zumindest keine Bruchlandung: Der Fummel hing und hielt. Ich stellte nach jedem weiteren Wurf gewisse Unterschiede in den textilen Flugeigenschaften fest. Spitzenwäsche war nicht sehr aerodynamisch, hierfür brauchte ich mehrere Versuche, bis die Slips sicher gelandet waren. Dafür war der BH 1A unterwegs. Wie ein Adler kam er zielsicher angesegelt.

Merkt Euch unbedingt: Rippenstrick fliegt besser als durchsetzte Spitze. Solltet Ihr mal in meinem Hotel absteigen, werdet Ihr Euch hieran dankbar erinnern.


Wir liefen los. A. musste ziemlich bald mal. Sie war normalerweise diskret und verschwiegen. Was diese Dinge betrifft, war sie aber die undichte Stelle in unserem Reisegrüppchen. Umgehend erhielt sie von U. den Dienstgrad der First Toilet Officer verliehen. Nach unserer Reise kannte sie jedes stille  Örtchen und wird eventuell einen WC-Führer verfassen. Mit verliehenen Klorollen anstelle Michelin-Sternen.


Wer viel muss, trinkt auch viel. Wir wissen, dass mindestens 2 Liter täglich sein müssen fürs gesunde Müssen. Es verhält sich hierbei wie bei einem Blumentopf: Was oben reinläuft, kommt zumindest teilweise unten wieder raus. Und das, was drinnen bleibt, bringt den Blumentopf zum Gedeihen, zum Blühen. Wir sahen uns an. Hey! Vollblüte!!! (Für diese Entdeckung brauchte es keine blühende Fantasie, sondern einen klaren Blick.)

Also auf zur Happy Hour. Einen Drink zahlen, zwei erhalten. Passt. Prost. Aperol Spritz war angesagt. Spritzig wie unsere Laune. Aperol entspricht in etwa dem Dünger im Giesswasser.

J. aus unserer Runde war die Farbexpertin. Sie war nicht nur bei den Boutiquenbummeln unsere fachkundige Beraterin, sondern auch bei den Cocktails. Sie stellte fest: Ein orangefarbenes Kleid steht nicht jeder. Das Orange im Glas kann jede Frau tragen, egal, welchem Farbtyp sie angehört.


Mit orangenen…äh… rosigen Wangen traten wir nach ein paar Tagen die Heimreise an. Zuvor musste der Koffer wieder gepackt werden. Diesmal aber auf eine besondere Art: Die Klamotten wurden vom Geweih geerntet, ganz frisch. Ja, wenn jemand eine Reise tut…