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(Oktober 2021: Ausser der Pandemie ist leider nicht viel los)
Das Wort ‚Langeweile’ hat völlig zu Unrecht einen negativen Beiklang. Aus diesem Vakuum heraus entstehen nämlich häufig sehr gute Ideen und Aktionen. Kinder entwickeln in ihrer Not dann die tollsten und kreativsten Spielideen. Aber auch unsere Generation ist nicht ohne. Wir haben pandemiebedingt auch öde Monate hinter uns, die es zu gestalten galt.
Zum Glück zwickt bereits schon das ein oder andere Wehwehchen. Und daraus hat sich in meinem Umfeld eine gemeinsame Aktivität entwickelt, die viele von uns jetzt, ganz ohne Scham, miteinander verbindet: Das Event der Darmspiegelung!
Hurra! Eine neue Erlebniswelt! Bye Bye Langeweile! Wenn aussen sonst nur wenig los war, dann war wenigstens innen ein bisschen Action. Und das Ganze sorgte für gesäuberte Verhältnisse mit klarem Durchblick.
Per Post wurden vom Gastroenterologen die frohen Vorboten in Form von Abführmitteln ins Haus geschickt. Ich wickelte dieses Abwechslung versprechende Päckchen freudig aus. Mmmh! Die Geschmacksrichtungen ‚Mango‘ und ‚Vanille‘ liessen mir gleich ungeduldig das Wasser im Munde zusammenlaufen. Dass die tropischen Aromen leicht versalzen schmecken würden, blendete ich lieber aus. Ich lasse mir doch nicht den Appetit verderben!
Noch musste ich mich aber gedulden. Denn der Arzt hatte alle Hände voll zu tun. Drei Monate Wartezeit fand ich spannend: Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.
Gastroenterologisches Entertainment, kurz GEE, war der gesundheitsfördernde Ersatz für geschlossene Theater, Kinos und Eventhallen. Da reihte ich mich doch gerne geduldig in die Schlange ein.
Anstatt sich gemeinsam durch Bühnenkunst, Filmgags und Livemusik unterhalten zu lassen, bildete sich eine neue Freizeitbeschäftigung in Form eines Wettbewerbs heraus: Die Polypiade. Wer beherbergt die meisten Polypen, wer geht polypenfrei durchs Leben? Besonders schön hierbei fand ich die geschlechter- und altersunabhängige Qualifikation der Teilnehmer. Vom Nachbarn über die Arbeitskollegin bis hin zur Schwiegermutter waren alle im polypischen Kader. Das hatte fast etwas Friedensstiftendes.
Die nähere Beschreibung der finalen Vorbereitung für die Spiegelung überspringe ich an dieser Stelle gerne. Kulinarisch betrachtet schmecken mir Mango und Vanille im fruchtigen Shake oder süssen Dessert deutlich besser.
Zur Untersuchung kann ich nicht viel sagen, denn die habe ich gemütlich verschlafen. Mit anschliessendem, freundlichen Aufwachkaffee. Das war echt schön!
Nur soviel sei gesagt: Es ist eine saubere Sache, wenn man mal den Sch........lamassel hinter sich gelassen hat. Man fühlt sich wie nach einem gründlichen Frühjahrsputz, bis in die letzten Ecken. Mit war sehr aprilfrisch zumute.
„Spieglein, Spieglein an der Darmeswand, wer hat die schönsten Polypen im ganzen Land?“ Aus Daten- und Persönlichkeitsschutzgründen kann ich Euch natürlich nicht verraten, wer zum Schluss den goldenen Polypen als Trophäe mit nach Hause nehmen durfte. Zum Glück waren alle Befunde nicht besorgniserregend, daher konnte man mit gutem Gewissen und innerer Grösse fair verlieren und der Gewinnerin, dem Gewinner ganz selbstlos den Sieg gönnen. Der olympische Gedanke hat sich also auch bei der diesjährigen Polypiade gezeigt. Es konnte nur Eine/r in den Polymp erhoben werden.
Aber jetzt Spass beiseite: Natürlich handelt es sich bei dieser Untersuchung um eine wichtige Vorsorgemassnahme, um eine möglicherweise bösartige Erkrankung frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Vielleicht haben die vergangenen leeren Monate einfach dabei geholfen, sich zu einem solchen Termin aufzuraffen. Zeit genug hatten wir ja.
Solltet Ihr in Vorsorgefragen eher zur Nachlässigkeit neigen, konnte ich Euch hoffentlich ein bisschen motivieren, Euch einen Schubs zu geben. Eure Gesundheit wird es Euch danken.
Und falls Ihr weniger auf Vanille und Mango, dafür mehr auf Schokolade abfahrt, dann fragt doch beim Gastroenterologen Eures Vertrauens nach. Vielleicht steht diese Geschmacksrichtung auf seiner Abführmenüliste.
Ich wünsche Euch auf alle Fälle einen guten Appetit! Und vor allem natürlich einen guten Befund!
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