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(Anfang Juli 2023)
Und wieder sind wir rekordverdächtig unterwegs. Es ist nicht das erste Mal, dass ein neuer Superlativ entsteht, der alles Bisherige in den nicht sehr kühlen Schatten stellt. (Kurz vorneweg: Ich geniesse es, allen Unkenrufen zum Trotz.) Ich rede - Ihr ahnt es schon - vom neuen Hitzerekord des diesjährigen Sommers.
Der Arme. Kaum ist er da, will ihn niemand mehr haben, zumindest nicht so, wie er sich dieses Jahr präsentiert. Und das, nachdem wir ja den Frühling auch nicht mochten, da es damals zuviel regnete und zu kalt war. Jetzt regnet es zu wenig und ist zu heiss. Meine Güte, wie hätten wir`s denn nun gerne?
Heisse Typen kommen doch normalerweise gut an. Sie bringen die Luft und uns zum Flirren und Vibrieren, zum Schwitzen und Stöhnen...
Herr und Frau Sommer schaffen das irgendwie nicht. Zeigen sie sich unterkühlt und zu nah am Wasser gebaut, mögen wir sie nicht, denn damit versauen sie uns das Lebensgefühl und den Bauern die sonnengetränkte Ernte. Kommen sie zu heiss daher, rauben sie uns den Schlaf (was einem echt heissen Typ auch gelingt…!), lassen die Äcker und Flussbetten vertrocknen und unsere Kehlen auch. Eines ist so sicher wie die Unsicherheit der Wetterlagen: Die daraus resultierende Unzufriedenheit. Gemeckert wird immer. Recht ist es nie. Das Thema ist unerschöpflich. Und total nervig. Finde ich zumindest. Aber meckern allein ändert nichts.
So. Derzeit muss also kühle Abhilfe her. Wasser, Früchte, Salat, gerne auch Eis.
Apropos Eis: In dieser heissen Zeit fuhr mal wieder der Tiefkühllieferant durchs Quartier und läutete auch bei mir. Den lieben langen Tag kurvt er mit seinem Lastwagen durch die Gegend, um seine Kunden ganz bequem an der Haustür mit Gefrorenem zu versorgen. Sein Eis war derzeit ein Bestseller und eignete sich tatsächlich zum Sofortverzehr. Beim Bezahlen meinte ich halbfragend, halb feststellend, dass er doch sicherlich eine Klimaanlage in seinem Transporter habe. Schliesslich hatte ich an diesem Morgen in der Zeitung gelesen, dass die Innentemperatur in einem Fahrzeug schnell zwischen 40 und 50 Grad liegt. `Nein`, meinte er, `leider sässe er den ganzen Tag ungekühlt hinter dem Steuer`.
Ich traute meinen Ohren kaum. Dem heissblütigen Fahrer (nicht im herkömmlichen Sinn!), ohne den gar nichts von A nach B käme, ging es deutlich schlechter als seiner Fracht.
Musste sich der arme Mann denn tatsächlich zwischen die tiefgekühlten Fische legen und seinen Kopf auf ein TK- Erbsenkissen betten, um ein paar Grad runterzukommen? Ich drückte ihm ein Glas gekühltes Wasser in die Hand und wünschte trotz allem gute Fahrt.
Nicht anders ging es dem Paketzusteller, der ebenfalls diese Woche schwitzend bei mir auf der Matte stand. Auch er hatte keine Möglichkeit, klimatisiert in seiner Fahrerkabine den heissen Temperaturen zu entkommen. Er musste dennoch seine Kilometer fahren, dabei freundlich, unfallfrei und pünktlich bleiben. Hitzköpfigkeit konnte er sich nicht leisten. Er erzählte mir, sich immer wieder eine Flasche Wasser über den Kopf zu giessen. Natürlich nur ausserhalb des Fahrzeugs, damit dieses innen schön trocken bleibt und den Arbeitgeber nicht verärgert. Der schwitzt ja ohnehin schon zu Genüge in seinem klimatisierten Büro und muss sich über das heisse Wetter beklagen.
Diese Vorstellung hat mich ziemlich hitzig aufgeregt, und solidarisch schwitzte ich grad mal eine Extrarunde mit dem netten Paketboten mit.
So gut wie jeder Kleinwagen hat heutzutage eine Klimaanlage. Die Züge auch. Die Berufsfahrer, die dafür sorgen, dass alles zur rechten Zeit am rechten Ort ist, hätten meiner Meinung nach nettere Arbeitsbedingungen verdient, damit sie in einer angemessenen Betriebstemperatur ihrem Dienst nachkommen können.
Das alles ist von Herrn und Frau Sommer sicher nicht so gewollt. Sie haben grundsätzlich ja ein sonniges Gemüt. Ich an ihrer Stelle wäre beleidigt. Kaum bin ich da, hat mich keiner lieb. Wie fühlt sich das denn an?
Sollte sich ihr Frust bald wieder in einem lautstarken, heftigen Gewitter entladen - dafür hätte ich Verständnis. Ärger und Enttäuschung müssen schliesslich raus.
Mitte, Ende Juli, 2 Wochen später: Was war denn jetzt los?? Der Juli zeigte sich regnerisch und kalt. Das grosse Gejammer ertönte lautstark und landauf landab. Eine Stimmung wie drei Tage Regenwetter herrschte. "Willst Du gelten, mach Dich selten", hat sich die Sonne wohl gedacht. Recht hat sie. Irgendwann reicht es.
Mal sehen, wie es weiter geht. Wie gut, dass es jeden Tag Wetter und somit immer Grund zum Meckern gibt.
Die Wetterstöhner sind ganz schön langweilig. Gibt es tatsächlich nichts anderes, worüber es zu reden sich lohnt???
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