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(November 2021)
Neulich sah ich in einer Talkshow ein Interview mit der mittlerweile über 90jährigen Schauspielerin Marianne Koch, die in diesem hohen Alter geistig, körperlich und seelisch topfit ist und auch so aussieht. Ein bisschen Hyaluron hat hierbei vermutlich mitgeholfen, aber für die Fitness jenseits des Gesichts muss es andere Gründe geben.
Die Gene spielen eine sehr grosse Rolle, und die hat man oder man hat sie eben nicht. Frau Koch ist durch ihre Mutter diesbezüglich positiv vorbelastet.
Zusätzlich war sie lebenslang sehr aktiv. Im fortgeschrittenen Alter, nach ihrer Glanzzeit in Hollywood, studierte sie Medizin, praktizierte als Ärztin und schrieb Bücher. Zudem mied sie Junkfood und pflegte ihre sozialen Kontakte sowie ein frohes Seelenleben. Und sie trieb ausreichend, aber moderat Sport. Mit all dem erklärt sie ihren Jungbrunnen.
Wir müssen nicht alle Ärztinnen und Hollywoodstars sein, um fit und mutig durchs Leben zu kommen. Zum Glück hilft hierbei eben auch Bewegung, ohne Hochleistungsanspruch, aber mit Spass und ohne Stress.
Und jetzt komme ich direkt ins Spiel. Solltet Ihr stressfreien, gesunden Sport treiben wollen, dann kann ich Euch mich nur wärmstens empfehlen, und zwar auf dem Tennisplatz.
Seit vielen Jahren bin ich Mitglied im Verein, aber mein bescheidenes Talent hat mich vor einem allzu hohen Ranking und entsprechenden Erwartungen geschützt. Meinetwegen müssen die Plätze nicht regelmässig ausgebessert werden. Eine Ladung Sand für mehrere Dekaden reicht. Vor meinen Schlägen müsst Ihr definitiv keine Angst haben, auch der Ball muss das nicht, denn ich tue ihm niemals weh.
Den Aufschlagball schicke ich Euch mit einem sanften ‚Touch and Go‘ übers Netz. Mit viel Glück nimmt er diese Hürde und landet dann rücksichtsvoll und berechenbar - meistens direkt im Aus. Als meine Gegenspielerinnen könnt Ihr Euch spätestens jetzt angstfrei entfalten. Ich könnte als Therapeutikum auf zwei ungelenken Beinen eingesetzt werden. Der Therapieansatz lautet: Was dem Spieler auf dem Platz entgegen fliegt, kann locker abgewehrt werden oder erledigt sich sowieso wieder von selbst.
Dieses Leitmotiv finde ich tatsächlich im Leben sehr hilfreich. Mir ist im Laufe der Jahre schon so mancher Ball entgegengedonnert. Ich bin dann entweder in Deckung gegangen und habe gewartet, bis der Angriff vorbei war. Oder ich habe mutig zurückgeschlagen, die Situation beherrscht und schliesslich den Punkt gemacht. Dann folgte neues Spiel, neues Glück.
Die Angst vor harten Gegenschlägen, nicht nur im Tennis, haben meine Mitspielerinnen und ich also überwunden. Allerdings spiele ich nicht mehr mit jedem. Im Sport wie auch im Leben, suche ich mir die passenden Mitspielerinnen. Die ganz harten Kerle dürfen sich gerne ohne mich die Bälle um die Ohren hauen. Diese Schauplätze betrete ich gar nicht mehr.
Eigentlich kaum zu glauben, dass ich keine Grand Slam- Tennisspielerin geworden bin. Meine Voraussetzungen hierfür waren nämlich ziemlich ideal. Stand ich doch tatsächlich schon einmal leibhaftig neben unser aller Tennis- und sonstigem Idol: Roger Federer. Nichtsahnend bummelte ich vor einigen Jahren während meiner Skiferien durch ein Sportgeschäft.
OH MY GOD!!! Da stand er, der Leibhaftige! Kurzzeitig verfiel ich in Schockstarre. Zunächst dachte ich natürlich, Herr Federer hätte gezielt meine Nähe gesucht. Als die initial einsetzende Schnappatmung mich dann wieder normal Luft holen liess, musste ich leider feststellen, dass er mich ganz offensichtlich nicht einmal erkannte. Wie schade. Satzverlust für mich.
Er stand da wie ein ganz normaler, beim Textileinkauf gelangweilter Ehemann, der nur darauf wartete, dass seine Frau endlich die Handschuhe für die Zwillingspärchen ausgesucht hatte. Diese Zeit nutzte ich aber clever, um seine magische Aura sowie animalische Körperwärme intensiv auf mich wirken zu lassen. Ich geriet sehr heftig ins Schwitzen.
Die erhoffte energetische Talentübertragung während dieser Begegnung mit unserem Tennisstar hat leider nicht stattgefunden. Auf dem Tennisplatz bleibe ich weiterhin ein Softie, aber immerhin in Bewegung und mit guter Laune. Das entspricht in etwa der Empfehlung von Frau Koch.
Ich vertraue also auf meine Gene, gute Ernährung, positiven Gefühle sowie bescheidenen Talente. Das bringt mich zwar weder nach Hollywood noch auf den Rasen von Wimbledon, aber eines hoffentlich erst sehr fernen Tages in allerbestem Zustand und mit frohem Gemüt ins Jenseits. 90 Geburtstagskerzen habe ich vorsichtshalber schon mal im Haus. Und ich werde Euch zur grossen Sause dann einladen!
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