CocoCarelle

Interessierte Leserinnen und Leser wie Ihr sind die wertvollste Motivation für mich zu schreiben.

Meine Werkzeuge sind die leichte Feder sowie der scharfe Blick fürs Unwesentliche. Ich nehme das Leben nicht auf die leichte Schulter, aber sehr gerne auf die Schippe. Bei mir gibts garantiert keine Schmink- oder Diättipps. Ich mags naturbelassen, echt und ehrlich.

Schwebt mit mir durchs Leben - ganz ungeschminkt und luftig leicht.

 

 

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(Mai 2020: Der erste Lockdown liegt hinter uns. Wir wissen noch nicht, dass die letzten drei Monate keine spannende Episode waren, sondern nur der Auftakt zu einer zermürbenden, nicht enden wollenden, streitbeladenen Zeit. Die Frisöre und Geschäfte haben wieder geöffnet - leider nur vorübergehend)

 

Nach Corona ist immer noch ein bisschen wie während Corona. Leider. Es wird noch etwas dauern, bis die Normalität eintritt, die wir bisher gewohnt waren.

Vielleicht könnt Ihr das Thema nicht mehr hören (irgendwann hat man aber hoffentlich und  glücklicherweise einen guten Abstand gewonnen).  Dann geht es Euch genau gleich wie mir. Dennoch glaube ich, dass eine positive, humorvolle, optimistische und ein bisschen widerspenstige Betrachtung helfen kann, die Zeit weiterhin möglichst gut zu überstehen und das Vergangene zu verarbeiten.

 

Seit geraumer Zeit fahre ich nur noch mit Schutzmaske Bus und Zug. Da ich selber nicht nähen kann, hat eine gute Freundin von mir sich bereit erklärt, Masken herzustellen, die auch modischen Wünschen entsprechen. Kleine Tüpfchen, Blümchen, Streifen, Vichy-Karos oder unifarben - je nach Outfit, welches ich für den Tag wähle, kann ich jetzt aus einem kleinen Sortiment aussuchen. Die Schutzmaske habe ich als modisches Accessoire in meinen Alltag integriert. Sie ist preislich deutlich günstiger als so manches Geschmeide.

Ich empfinde auch die Auftritte meiner coronaren Mitbürger mit ihren individuellen Asien als Modenschau. Nicht auf dem Laufsteg, sondern im Alltag. Nicht in Paris, Mailand oder New York, sondern in Kulmbach, Osnabrück oder Germersheim.

Lippenstift kann ich mir sparen.  Zähne putzen tue ich trotzdem. Aus plötzlicher Leidenschaft oder einem spontanen Versehen heraus küsse ich momentan niemanden, da die Maske wie mein oraler Keuschheitsgürtel wirkt. Und mit zwei Meter Abstand küsst es sich ohnehin schwierig. Die eheliche Treue hat Corona-getriggerte Hochkonjunktur. (In meinem Leben vor Corona war ich aber auch schon treu und anständig…)

 

Ich schätze auch öffentliche Personen, die sich während des Lockdowns mit verwilderter Strubbelfrisur als entfernte Verwandte des Neandertalers präsentiert haben, also genauso wie Otto Normalbürger den Friseur nicht aufsuchen konnten und das auch nicht auffällig unauffällig und heimlich getan haben (soll‘s bei der/m ein- oder anderen Promi oder Möchtegern- Promi gegeben haben…).

Ihr wollt mich nicht wirklich gesehen haben in der Zeit, als mein Haaransatz ungehemmt meinem Schopf entwuchs und meine Frisur nicht mehr aus Haaren, sondern eher aus Schafwolle bestand. Zugegebenermassen hatte ich schon hübschere Zeiten. Ich habe mich aber dennoch wohlgefühlt in der Gemeinschaft mit meinen Mitmenschen, die mich zeitweise an eine wuschelweiche Kolonie von Angorahasen erinnert hat.

 

Mittlerweile sind die meisten von uns wohlonduliert wieder im Alltag angelangt. Nicht nur die Frisuren haben sich normalisiert, auch das soziale Leben findet mehr und mehr in die gewohnte Spur zurück. Neu ist aber, dass nicht mehr alles auf die Schnelle geht. Mal rasch zum Bäcker gesprungen, das funktioniert momentan nicht. Die aktuelle Personenbeschränkung in den Läden erfordert wetterfeste Geduld beim Warten vor dem Kauf z.B. eines Brötchens. Ich habe daher jetzt auch immer einen Schirm dabei, da mich mein geplantes Sandwich unter Umständen erst einmal im Regen stehen lässt.

Neu ist auch, dass wir alle so sauber sind wie noch nie. Hurra, wir wissen jetzt, dass Hände gewaschen werden möchte, und zwar gerne mit Seife. Aber auch wer es nicht geschafft hat, am Morgen zu duschen, ist jetzt ziemlich keimfrei. Der Desinfektion sei Dank. Heute betrete ich Geschäfte nur noch klinisch rein. Und während der Wartezeit vor dem Laden kann ich neue Kontakte knüpfen. Das eine oder andere interessante und verbindende Gespräch konnte ich hierbei schon führen. Handschlag und Umarmung sind momentan noch tabu. Im Gegenzug hat sich dafür aber eine neue soziale Brücke aufgebaut. Gemeinsam wartet es sich durchaus gesellig.

 

Es hat mich gleichermassen erschreckt wie gerührt, wie verletzlich der Mensch doch ist. Durch ein böses, kleines Virus ist unsere gewohnte Tagesordnung durcheinander geraten. Und seien es nur die Haare, die deshalb wild ins Kraut geschossen sind. In den scheinbar unwichtigen, aber dennoch elementaren Dingen des Lebens sind wir Menschen doch alle ziemlich gleich. Es wäre schön, sich nicht nur zu Corona- oder sonstigen Krisenzeiten gelegentlich daran zu erinnern.