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(Juli 2021)
Hattet Ihr bei der Partnerwahl auch den goldenen Griff und einen Mann erwischt, mit dem Ihr durch dick und dünn gehen können, Freud und auch Leid miteinander teilt? Also auch die Hausarbeit? Die rangiert bekanntlich nicht unter der Rubrik „Freud“.
Befragungen ergeben leider, dass der Haushalt in erster Linie immer noch der Zuständigkeitsbereich der Frau ist. Zum Glück gibt es dennoch immer mehr Männer, die sich mitverantwortlich für Kinder, Heim und Hof fühlen. Das ist eine echte Errungenschaft im Zusammenleben.
Luft nach oben ist aber immer noch reichlich. Nicht dass Ihr mich falsch versteht: Ich bin sehr dankbar für jeden helfenden männlichen Handgriff. Das zeigt doch, dass die bequemen Paschas immer seltener werden und der gemeinsame Haushalt auch eine gemeinsame Sache ist, also nicht das Hobby der gelangweilten Frau.
Natürlich hat hierbei jeder seinen eigenen Stil. Mein Anspruch an Gründlichkeit und Vollständigkeit ist ein anderer als der meines Mannes. Wenn er nach dem Essen das schmutzige Geschirr bearbeitet, finde ich das sehr nett. Gerne lege ich im Nachgang dann unauffällig die Küche trocken, um grössere, dauerhafte Wasserschäden zu vermeiden.
Ich gebe zu, dass ich auch nicht in allen Dingen aus der sogenannten Männerwelt sonderlich versiert bin. Das Betätigen des Schlagbohrers ist nicht meine Spezialität, und die Autobetreuung inklusive aller technischen und elektronischen Details habe ich auch nicht so drauf. Jeder soll sich mit dem einbringen, was er oder sie besonders gut kann oder zur Entlastung gerne beitragen möchte.
Aber die Windverhältnisse sollten schon stimmen. Bei uns fegen regelmässig so etwas wie „Leistungstornados“ durchs Haus. Jeder getätigte männliche Handgriff wird stürmisch aufgeblasen, so dass sogar ich merke, dass Mann Enormes geleistet hat.
Schön, wenn die Töpfe nach dem Essen durch Männerhand gespült sind. Damit ist aber noch lange nicht der gesamte Haushalt für die Woche erledigt. Dieser Eindruck entsteht aber. Und der Käse, der durch Männerhand gekauft worden ist, vorher aber bereits viele Male durch mich auf den Tisch gebracht wurde, schmeckt auf einmal noch viel fabelhafter. Gerne steht Mann nach vollbrachter Tat da wie eine Kreuzung aus Meister Proper, Jamie Oliver, der Supernanny und dem Weissen Riesen. Chapeau!
Ich versuche, mich staunend an den Glanz zu gewöhnen, den dieses Mannsbild an sich hervorpoliert und ihn so blendend dastehen lässt. In einem Chanson wurde diese Eigenschaft sehr schön besungen: ‚Männer muss man loben, dann bleiben sie oben‘. Wie wahr. Mann fängt vorsichtshalber gleich selber an, sich zu loben.
Würde ich aus jedem Wäschekorb, jedem Einkauf oder einer unauffällig bearbeiteten Schmuddelecke ein Epos in drei Akten erschaffen, dann hätten wir tatsächlich eine stürmische Grosswetterlage. Permanent würde ein kräftiges Lüftchen durch unseren Haushalt pfeifen. Mann, es zieht!!!
Anerkennung ist bekanntlich stark an Lohn gebunden. Haus- und Familienarbeit wird seit jeher unentgeltlich verrichtet. Für Frauen vieler Generationen war das einfach so und wurde kaum hinterfragt. Wie wichtig Anerkennung ist, können wir jetzt von den Männern lernen. Ohne finanziellen Lohn muss für sie wenigstens ein dickes Lob drin sein, welches den Selbstwert wohltuend steigert.
Einfacher wäre alles, wenn das Zusammenleben einer ausgeglichenen Bilanz ähnelte: Soll und Haben. Machen und Lassen. Geben und Nehmen. Anerkennen und gelobt werden.
Daran werden sich vermutlich noch Generationen abarbeiten. Ich fange direkt heute damit an. Ganz sicher werde ich einen triftigen Grund finden, meinen Mann wieder ausführlich zu loben. Und bin selber für Anerkennung jederzeit empfangsbereit. Und das Ganze gerne windstill. In einer ausgeglichenen Wetterlage.
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