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(Juni 2022)
Welche Farbe ist Eure Lieblingsfarbe? Meine ist seit jeher Blau. Ich liebe Blau in allen Schattierungen - von zartem Pastellblau über Graublau, sattes Himmelblau bis hin zu edlem Nachtblau. Blaue Augen finde ich schön, blau machen kann gelegentlich ganz nett sein, und ein bisschen blau bin ich auch schon gewesen und fand dieses Gefühl recht angenehm. Der Blaue Planet ist unsere Heimat. Er ist so schön, dass sogar Kosmonauten trotz wissenschaftlicher Sachlichkeit beim Anblick von oben sehr ergriffen sind.
Die Farbe ist zu schön, als dass sie missbraucht werden darf für jemanden, der das Blaue vom Himmel herunterlügt. Blaue Flecken gefallen mir genauso wenig, daher lasse ich die nähere Beschreibung auch aus.
Ich wundere mich ein bisschen, dass nicht Grün mein Favorit ist, denn grün ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung. Grund zur Hoffnung habe ich eigentlich ständig. Mir fällt immer etwas ein, was verbesserungsbedürftig ist und dessen positive Entwicklung ich sehnlichst erwarte, und sei es nur das Wetter. Aktuell stehen bei mir allerdings der gesellschaftliche und ganz besonders der Weltfrieden absolut im hoffnungsvollen Vordergrund.
Wir schreiben Frühjahr 2022: Kaum hatten wir die leise Hoffnung, das uns allen verleidete virale Nonstop-Thema bald einmal zur Seite schieben zu können, fallen Schüsse und Bomben in Europa und zeigen auf grausige Weise, dass bei so manchem Politiker der Glaube an das Gute im Menschen ein schrecklicher Irrtum ist. Wir können nicht genug auf Vernunft, Einsicht, Klugheit und Nachgeben aller Konfliktverantwortlichen hoffen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Grün steht mir nicht wirklich gut. Aber ich trage in diesen Tagen ganz bewusst die grasgrüne Brille für den hoffnungsvollen Blick auf die Welt. Trotzdem sehe ich manchmal rot, wenn nicht sogar schwarz.
Wenigstens hat jetzt die warme Jahreszeit begonnen. Längst hat die Natur angefangen, zart zu grünen. Es grünt so herrlich grün, dass ich hierfür sogar gerne den Heuschnupfen in Kauf nehme. Gleich habe ich wieder Grund zur Hoffnung, dass er sich nicht allzu heftig gestaltet und bald wieder vorbei ist. Und hoffentlich habe ich immer rechtzeitig ein Taschentuch zur Hand.
Jetzt ist auch die Garten- und Balkonsaison. Wer mit einem grünen Daumen ausgestattet ist, hat definitiv einen Vorteil. Mir ist er leider nicht angewachsen. Bei mir ist die Farbe anscheinend nach oben verrutscht. Statt eines grünen Daumens habe ich eher das Gefühl, immer noch grün hinter den Ohren zu sein. (Auch hier gilt: Grün steht mir nicht besonders, und sei es hinter den Ohren.)
Meine Pflanzen sollten also unbedingt robust und pflegeleicht sein. Ich giesse, dünge und rede mit ihnen, so gut ich kann. So richtig grün sind wir uns aber trotzdem nicht. Hoffentlich tut ihnen meine Fürsorge dieses Jahr dennoch ausnahmsweise mal gut.
Ich bin sehr froh, dass mein Mann kein empfindliches Grünpflänzchen ist und er trotz meines ungeschickten Daumens recht gut gedeiht. Er ist wirklich überlebensfähig, ähnlich einem Kaktus. Auch Blattläuse oder sonstige Parasiten sind bei ihm nicht zu finden. Es scheint so, dass ich bei ihm die richtige Dosis Dünger und Pflege finde. Er grünt dankbar vor sich hin und hat in seinem hübschen Blumentopf ein stabiles Wurzelwerk entwickelt. Er gehört übrigens zur Gattung der fleischfressenden Pflanzen und ist auch winterhart. Dennoch darf er sich im Winter bei Bedarf drinnen aufhalten.
Grün ist auch die Farbe, die das Fortbestehen der Menschheit massgeblich mitbestimmen wird. Grüne Parteien haben bei Mitgliedern und Wahlerfolgen deutlich zugelegt und sich als ernstzunehmende politische Kraft etabliert. Energie muss grüner werden. Und bei jedem verzehrten Steak oder Ferienflug lässt uns unser grünes Gewissen ziemlich rot werden.
Man könnte sich grün und blau ärgern, dass es so schwierig ist, die Welt eine bessere werden zu lassen. Zu blauäugig sind wir bisher unterwegs gewesen, was sich in der deutlich spürbaren Klimaveränderung sowie ganz brutal im unglaublichen Gebaren einzelner Despoten zeigt.
Da setze ich mir doch lieber die rosarote Brille auf. Die hat sich seit langem bewährt. Die kann ich Euch wärmstens empfehlen. Das Modell steht wirklich Jeder und Jedem. Und damit starten wir hoffnungsvoll in eine Zukunft, die doch noch friedlicher, freundlicher und ökologischer wird. Die Ampel steht auf grün - geben wir also Gas. Kommt Ihr mit? Grüner wird’s nicht.
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